Energie sparen • Wärmedämmung • Dämmstoffe • energetische Sanierung

Dämmkompaß

Viele Menschen überlegen sich, Dämmmaßnahmen an ihrem Anwesen durchzuführen. Nachfolgend möchten wir diesen Personen Anregungen sowie einen Leitfaden geben, damit sie – möglichst in Zusammenarbeit mit einem Energieberater – die energetische Aufrüstung Ihres Hauses planen können. Anhand folgender Fragen und Antworten tut man sich leichter, Sanierungsentscheidungen zu treffen:

  • Mit welchem Bauteil soll begonnen werden?
  • Wann soll man die Dämmung durchführen?
  • Welches Dämmverfahren soll angewendet werden?
  • Welche Dämmstoffe sollen verwendet werden?
  • Wie wirken sich die Erneuerung der Heizung oder der Fenster auf die Dämmung aus?
  • Welche Wärmedämmung wirkt auch gegen die sommerliche Hitze?

Am Stammtisch wird meist über das teuerste Bauteil, nämlich die Dämmung der Außenwände, diskutiert. Daher zunächst mal ein Überblick, über alle zu dämmenden Bauteile Es sind dies:

  • Wand
  • Dach
  • Keller
  • Sonderbauteile wie die Bodenluke (Zugang zum Speicher) oder Rollladenkästen, Kellerabgang, Drempel etc.




Auf die Dämmung der einzelnen Bauteile wird in den jeweiligen Rubriken auf der Homepage eingegangen. Hier soll geklärt werden, mit welchem Bauteil man beginnen soll. Spielt Geld keine Rolle, wird die Reihenfolge im Wesentlichen vom Wetter oder anstehenden Renovierungsarbeiten an den jeweiligen Bauteilen bestimmt.

Außenwände werden i.d.R. am besten in den wärmeren Monaten gedämmt, da für die Verarbeitung von Armierungsklebern und Putzen, aber auch von Farben, Temperaturen (auch mehrere Stunden Zeit nach dem Auftragen, d.h. auch nachts) von über 5 Grad herrschen müssen. Das Temperaturthema gilt (aus anderen Gründen) im Wesentlichen auch bei Außenarbeiten am Dach. Dachboden- oder Kellerdeckendämmung sowie Innendämmungen können i.d.R. das ganze Jahr hindurch durchgeführt werden.

Bei vielen Hausbesitzern werden die Dämmwünsche jedoch durch finanzielle Restriktionen begrenzt. Dann sollte man mit dem Bauteil beginnen, bei dem sich die Dämmmaßnahme am schnellsten rechnet. Im Folgenden gebe ich eine Übersicht über die Dämmmaßnahmen in der Reihenfolge und den Amortisationszeiträumen, also der Zeit, in der die Kosten für die Dämmung durch eingesparte Energiekosten wieder eingefahren wurden:

Dämmung oberste Geschoßdecke mittels offenem Aufblasen von Dämmstoffen (ohne Zusatzarbeiten): 3 – 4 Jahre
Dämmung der Kellerdecke: 6 - 15 Jahre
Dämmung oberste Geschoßdecke begehbar: 5 - 8 Jahre
Dämmung der Außenwände mit Kerndämmung: 5 – 8 Jahre
Dämmung der Außenwände mit WDVS:
• Vollkostenbetrachtung: 28 Jahre
• nur Kosten für reine Dämmung: 12 – 18 Jahre
Dämmung Dachschrägen mittels Dämmsackverfahren: 12 Jahre
Innendämmung je nach Dämmstärke und Dämmverfahren: 8 – 28 Jahre
Dämmung Rollladenkasten: 2 - 5 Jahre

Vorraussetzung für diese Werte ist, daß das Nutzungsverhalten normal ist. Das bedeutet, die Räume sind bewohnt und es wird normal geheizt. Wird vor oder nach der Dämmmaßnahme extrem sparsam oder übertrieben geheizt bzw. ändert sich das Lüftungsverhalten, weichen die Werte naturgemäß ab.

Bei knappen Budget kann man anhand dieser Werte einen Sanierungsplan erstellen. Man beginnt mit der Dämmmaßnahme, die sich am schnellsten rechnet und spart ab diesem Zeitpunkt sofort Geld. Wenn dann wieder die ersten Rücklagen angespart sind, kann man die nächste Dämmung durchführen u.s.w.

Auch wenn gar keine Eigenmittel vorhanden sind, sollte ernsthaft über Dämmmaßnahmen nachgedacht werden. Dazu folgendes Beispiel:
Man beginnt mit der Dämmung der obersten Geschoßdecke (offenes Aufblasen) und nimmt dazu ein Darlehen mit einer Laufzeit von 5 Jahren auf. Durch die eingesparten Energiekosten erwirtschafte ich problemlos die Zins und Tilgungsraten. Nach maximal 5 Jahren ist das Darlehen also abbezahlt, aber man hat weiter die Energieeinsparungen. Dann schließt man eine teurere Dämmung z.B. die der Kellerdecke, an. Die Energieeinsparungen durch diese Dämmung zusammen mit denen der obersten Geschoßdecke sind so hoch, daß auch für diese Maßnahme ein Darlehen aufgenommen und innerhalb von 5 – 8 Jahren zurückbezahlt werden kann. Zwischendurch kann sich der Hausbesitzer Hochleistungsdämmstoffe für die Dämmung der Rollladenkästen kaufen und diese Art der Dämmung in Eigenregie durchführen.
Ganz zum Schluß kommt dann die Dämmung der Außenwände und die Erneuerung der Fenster. Dabei muß diese nicht für das ganze Haus durchgeführt werden, sondern kann auch Wand für Wand in Angriff genommen werden.

Zustand des Gebäudeteils:

Die Dämmung an der Außenwand ist zusammen mit Innendämmung-Systemen die teuerste Dämmart überhaupt. Aber wenn sowieso Arbeiten an der Fassade anstehen, dürfen nur die Mehrkosten für die Dämmung eingerechnet werden. Selbst wenn die Fassade nur gestrichen werden soll, fallen sowieso Kosten für Gerüst, Fassadenreinigung, Putzausbesserungen und Anstrich an. Dies wären schon einmal rund 35 % der Gesamtkosten einer Außenwanddämmung. Bröckelt bereits der Verputz von den Wänden, muß dieser erneuert werden und die Kosten steigen bis auf über 60 %. Das bedeutet: Muß ein Haus sowieso verputzt werden und betragen die Kosten dafür rund 15.000 €, kann das Haus für Gesamtkosten von ca. 25.000 € gleichzeitig hochwertig gedämmt werden. Dann rechnet sich auch diese teuerste Dämmart in 12 bis 18 Jahren durch eingesparte Energiekosten. Dies ergibt eine Verzinsung von 5,6 bis 8 %. Wenn ich das Geld habe, übertrifft diese Verzinsung jede seriöse Geldanlage. Muß ich die Dämmmaßnahme finanzieren, sind die Kreditkosten deutlich niedriger als die eingesparten Energiekosten. Ich will hier keinen beleidigen. Aber wer heute noch Arbeiten an der Fassade vornehmen läßt, ohne zu dämmen, hat Probleme mit dem Rechnen. Vgl. dazu auch http://wdvs.enbausa.de/fakten/wirtschaftlichkeit/neu-verputzen-versus-wdvs-vergleich.html.

Da die Dämmung der Außenwände die teuerste Dämmart ist und außerdem auf die Gestaltung des Hauses den größten Einfluß hat, sollte man hier besonders gut überlegen und planen. Die Außenwände sind die Visitenkarte eines Hauses. Nimmt man dort umfangreiche Arbeiten vor, sollte gleichzeitig überlegt werden, ob man nicht Verschönerungen an der Fassade wie das Anbringen von Stuck, abgeschrägten Ecken oder besondere farbliche Gestaltungen vornehmen soll. Durch die Verwendung verschiedener Dämmstoffe mit unterschiedlichen Dämmleistungen können in der Fassade außerdem Versätze eingebaut werden, die nicht nur die Fassade interessanter machen, sondern auch noch eine funktionelle Wirkung haben. Werden bspw. um die Fenster herum Hochleistungsdämmstoffe verwendet, ist dort auch der Lichteinfall höher.


Musterfenster: Anhand dieses Musterfensters wollen wir die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Dämmstoffe demonstrieren. Auf der (von der Betrachterseite) linken Seite von oben nach unten EPS (WLZ 032), Phenolharz (WLZ 022) und Spaceloft (WLZ 014). Alle 3 Dämmstoffe wurden auf die gleiche Dämmwirkung angelegt. Mann kann deutlich erkennen, daß man nach Auftragen des Armierungsputzes und des Edelputzes bei dem EPS-Dämmstoff in die Glasfäche kommen würde. Mit Phenolharz bliebe man deutlich darunter. Mit Spaceloftdämmstoff hat man kaum Putzverlust und auch der Lichteinfall bleibt beinahe gleich.
Auf der rechten Seite kann man die optischen Vorteile einer Abschrägung des Dämmstoffs erkennen. Würde das Fenster bei einer herkömmliche Dämmung extrem tief sitzen, wird die Schräge optisch der Wandfläche zugerechnet und die Fenster liegen so tief wie zuvor. Bei abgeschrägten Ecken ist auch der Lichteinfall deutlich größer. Auch die Fensterbank kann kleiner ausfallen.

Da bereits ein Gerüst vorhanden ist, lassen sich bei dieser Gelegenheit auch Familienwappen oder Schriftzüge günstiger als sonst anbringen. Zumindest für die Straßenseite sollten solche Überlegungen angestellt werden. Mit einer fachgerechten Ausführung, dem richtigen Putzsystem sowie Farbauftrag hält die Fassade schließlich mehrere Jahrzehnte und jeder freut sich, nach einem anstrengenden Arbeitstag in ein schmuckes Haus zurück zu kommen. Schon immer haben die Menschen Geld in die Fassade zur Straßenseite investiert und noch heute erfreuen wir uns an jeder Jugendstilfassade aus längst vergangenen Zeiten.

Bei einem eingeschossigen Objekt gehen rund 40 – 45 % der Energie durch das Dach verloren, 25 bis 35 % durch die Wände und rund 10 – 12 % durch die Kellerdecke. Der Rest geht durch Fenster, Rollladenkästen und Lüftung verloren. Je höher das Haus ist, desto geringer ist der Anteil, der durch Dach und Keller verloren geht und der Anteil des Wärmeverlustes an den Wänden steigt. Auch dieses Wissen spielt für die Reihenfolge von Dämmmaßnahmen eine erhebliche Rolle.



Energieverluste eines Einfamilienhauses ohne Dämmung:


In den vorangegangenen Abschnitten habe ich die Reihenfolge von Dämmmaßnahmen beschrieben. Wenn Bauherren ihr Anwesen jedoch energetisch aufrüsten wollen, gibt es jedoch noch weitere Gewerke, die eine Rolle spielen. Da ist z.B. die Erneuerung der Fenster sowie der Heizungsanlage. Auch die Lüftung spielt eine Rolle. Auf letzteres möchte ich jedoch momentan nicht eingehen. Für die Sanierung eines Gesamtobjektes empfiehlt es sich ohnehin, den Rat eines Energieberaters einzuholen. Dieser kann einem auch bei der Beantragung von KfW-Fördergeldern behilflich sein.

Will man die Fenster austauschen, ohne die Wände zu dämmen, besteht die Gefahr, daß die Fenster nicht mehr die kältesten Stellen an der Außenwand sind. Die Außenwand ist dann das kälteste Bauteil. Waren vor dem Fenstertausch die Fenster zuvor beim Kochen, Duschen oder morgens beschlagen, wird in Zukunft die Außenwand bei sehr kalten Außentemperaturen beschlagen sein. Nur sieht man die Feuchtigkeit dort nicht. Wie im Kapitel "Wärmedämmung: Fakten und Irrtümer" beschrieben, besteht an beschlagenen Außenwänden die Gefahr der Schimmelbildung. Daher soll sich jeder Bauherr vorab über den Zeitpunkt des Fenstertausches und von Dämmmaßnahmen informieren und beraten lassen.

Viele meinen, daß ein Tausch der Heizungsanlage inkl. der Heizkörper sinnvoller ist als eine Dämmung und mehr Geld spart. Dies ist nicht richtig! Wenn man in ein ungedämmtes Haus eine neue Heizungsanlage einbaut, muß diese zweifelsfrei größer und damit teurer ausfallen, als wenn das Haus gedämmt ist. Wird nach dem Einbau einer neuen Heizungsanlage das Anwesen später zusätzlich gedämmt, hat das Haus eine zu große Heizungsanlage, welche im unwirtschaftlichen Bereich arbeitet. Mit diesem Wissen ist die Reihenfolge also umgekehrt. Zuerst werden die Dämmmaßnahmen abgeschlossen. Das Haus verbraucht dann viel weniger Energie und die gesamte Heizungsanlage kann dann wesentlich kleiner und kostengünstiger ausfallen.

Luftdichtigkeit:

Viele Menschen meinen, daß moderne, luftdichte Häuser von Nachteil sind. Aus Leserbriefen in Dämmforen habe ich bereits folgende Meinungen gelesen: Wenn man in einem luftdichten Haus nachts mit geschlossenem Fenster schläft, besteht Erstickungsgefahr. In einem luftdichtes Haus ist Schimmel unausweichlich. In einem hoch gedämmten, luftdichten Haus lebt es sich wie in einer Plastikfolie.

Für ein gut gedämmtes Haus ist eine luftdichte Bauweise zwingend erforderlich. Wenn wir uns mit einem dicken Wollpullover bei windigem Wetter draußen aufhalten, stellen wir fest, daß durch das undichte Gewebe der Körper dennoch auskühlt. Bei Wind ist eine dichte Kleidung also wichtiger, als eine gut wärmende. Genauso ist es beim Haus. Durch Fugen und Ritze dringt die kalte Luft in das Gebäude ein, wohingehend warme Luft das Haus verläßt. Abgesehen vom Energieverlust ist die eindringende Luft meist trocken und die entweichende Luft feucht. Damit besteht die Gefahr, daß das undichte Bauteil durchfeuchtet wird. Daraus folgt der Schluß, daß Undichtigkeiten in der Dämmung zu vermeiden sind.

Da der Luftaustausch auch in ungedämmten Häusern nicht über Undichtigkeiten in der Gebäudehülle erfolgt, sondern durch Lüften, gilt für das Lüften sowohl in gedämmten, dichten Häusern das gleiche Prinzip, wie in ungedämmten, undichten Häusern. Es sollte 2 x am Tag gelüftet werden. Im Winter ist Kipplüftung verboten, denn diese birgt eine enorme Schimmelgefahr (vgl. Kapitel Schimmel: Ursache und Beseitigung). Beim Lüften sollten mindestens 2 Fenster, am besten an beiden Hausenden geöffnet werden. Die Lüftung dauert bei ruhigem Wetter ca. 5 – 10 Minuten. Bei Wind ist der Luftaustausch u.U. bereits nach einer Minute erfolgt. Wenn man derart lüftet, ist die verbrauchte Raumluft in dieser Zeit ausgetauscht. Die aufgewärmten Bauteile und Wohnungsgegenstände sind nicht abgekühlt und die Temperatur erreicht binnen weniger Minuten wieder das alte Niveau. Gut gedämmt und - wie oben beschrieben – gelüftet, hat Schimmel keine Chance. Mit 100 %tiger Sicherheit kann man behaupten, daß Bewohner solcher Häuser irgendwann eines natürlichen Todes sterben und nicht ersticken!

Zum letzten o.g. Argument: Natürlich ist in einem hochgedämmten und luftdicheten Haus der Feuchtigkeitaustausch mit der Außenluft nicht mehr gegeben. Wenn jedoch die Innenräume mit natürlichen und unversiegelten Baumaterialien versehen werden, wird dieses Gefühl durch den natürlichen Feuchtigkeitsausgleich dieser Baumaterialien kompensiert oder – im Vergleich zu einem ungedämmten und undichten Haus – gar überkompensiert. Natürliche Baumaterialien sind somit die ideale Ergänzung zu einer Wärmedämmung.

Übrigens: Einen Leitfaden zum ölologischen Dämmen finden Sie hier: https://www.nabu.de/downloads/studien/leitfadendaemm.pdf.

Résumé:

Die meisten der eingangs gestellten Fragen dürften nun beantwortet sein. Die Antworten nach dem Dämmverfahren oder Dämmstoffen werden in den jeweiligen Kapiteln gegeben.

Bevor nun in den einzelnen Kapiteln weiter gelesen wird, noch folgende Anregung:
Der Bau oder Kauf eines eigenen Hauses ist i.d.R. die teuerste Investition, die ein Durchschnittsbürger in seinem Leben vornimmt. Diese Investition sollte besonders gut gepflegt und auf dem neuesten Stand gehalten werden. Man hat schließlich extrem viel und extrem lange etwas davon. Man freut sich an:

  • einem deutlich besseren Wohnkomfort (vgl. Bericht "Wärmedämmung: Fakten und Irrtümer". In diesem Bericht wird auch beschrieben, wieso manche Dämmungen nicht oder kaum wirken.)
  • Energieeinsparungen bis an sein Lebensende,
  • einem modernen und (wenn man etwas mehr investiert) schönen Anwesen, in welches man sich immer wieder freut zurückzukehren.

Wer es bis hierher geschafft hat, sollte die weiteren Ausführungen auch noch lesen und vielleicht ist er dann irgendwann vom Dämmvirus so überzeugt, daß er oder sie zum Telefon greift und die Fa. Vesta mit einem Dämmauftrag beglückt.