Energie sparen • Wärmedämmung • Dämmstoffe • energetische Sanierung

Lehmputz:


Aus Zeitmangel veröffentliche ich hier meinen Bericht, der in der Zeitschrift Haus und Grund August 2014 erschienen ist. Dieser Bericht wird später überarbeitet und ergänzt.


Der Durchschnittsbürger verbringt die meiste Zeit seines Lebens in den eigenen vier Wänden und folglich wird für immer mehr Menschen ein gesundes Wohnumfeld wichtiger.

Wenn man im Internet eine Suchanfrage für Baumaterialien startet, die baubiologisch unbedenklich sind, einen spürbaren Nutzen für die Gesundheit haben, ökologisch sind und mit denen man sogar Energie sparen kann, erzielt Lehm mit Abstand die meisten Treffer.

Über Jahrtausende bestanden unsere Häuser hauptsächlich aus den Baumaterialien Kalk, Lehm oder Holz. Der menschliche Organismus hat sich diesen Baustoffen angepasst und die allermeisten Menschen fühlen sich in Wohnräumen, die mit solchen natürlichen Baustoffen gebaut sind, wohler; insbesondere dann, wenn es draußen besonders trocken oder feucht ist.

Aber natürliche Baustoffe haben außer der guten Verträglichkeit noch weitere Vorteile. Die optimale Luftfeuchtigkeit hat neben der richtigen Temperatur den größten Einfluß auf eine gute Wohnqualität. Am wohlsten fühlt sich der Mensch bei einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 %. Oft, vor allem im Winter, ist die Luft in unseren Wohnräumen jedoch zu trocken. In kühleren Zimmern hingegen ist die relative Luftfeuchtigkeit zu hoch (Schimmelgefahr!). Großen Anteil an zu trockener oder zu feuchter Luft haben moderne Baustoffen wie Beton oder Gips, die nicht oder kaum in der Lage sind, Feuchtigkeit zwischen zu speichern.

Natürliche Baustoffe wie Lehm, Kalk, Ton und Zellulose sind diffusionsoffene, also dampfdurchlässige Baustoffe. Sie können große Mengen Feuchtigkeit, die im Bad, Küche oder bei längeren Regenperioden entstehen, speichern und ermöglichen außerdem, darunter liegenden Wandschichten, gewisse Mengen an Feuchtigkeit aufzunehmen. Lehm nimmt bis zu 4 x mehr Feuchtigkeit auf als Gips. Da Gips meist noch mit Tapeten und Binderfarben versehen sind, Lehmputz jedoch meist mit Lehmfarben gestrichen ist, beträgt die Feuchtigkeitsaufnahme einer mit Lehm verputzen Fläche leicht das Zehnfache. Die gespeicherte Feuchtigkeit wird bei geringer Luftfeuchtigkeit wieder abgegeben, so daß das Raumklima auf optimale 40 bis 60 % Luftfeuchtigkeit eingestellt wird. Es bildet sich also ein Klimapuffer an der Wand. Ein optimales Raumklima wirkt sich positiv auf die Gesundheit, insbesondere die Atemwege aus.

Lehm besitzt die Fähigkeit, Rauch, Ausdünstungen und Schadstoffe zu absorbieren und kommt ohne künstliche Zusatzstoffe aus. Oft wird davon gesprochen, daß der Lehm die Raumluft „reinigt“. Diese reinigende Wirkung wird auch in der Abwasserreinigung und in der Medizin (in Form von Heilerde) genutzt. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Menschen für das Bauen mit Lehm, wenn sie bereits Beschwerden wie Allergien etc. haben. Noch sinnvoller ist es aber, es gar nicht zu Beschwerden kommen zu lassen. Anstatt das Immunsystem des Körpers zu beanspruchen, kann man bei einer anstehenden Renovierung gleich auf unbedenkliche und „gesunde“ Baustoffe zurückgreifen.

Lehm speichert Wärme und aufgrund der hohen spezifischen Wärmespeicherkapazität sind Lehmwände in der Lage, Temperaturunterschiede auszugleichen. Bei einer zu niedrigen Luftfeuchtigkeit steigen außerdem die Energiekosten. Der menschliche Körper empfindet nämlich 21,5 Grad bei 30 % Luftfeuchtigkeit genauso, wie 20 Grad bei 60 %. Eine um 1 ½ Grad niedrigere Temperatur spart 9 % Energiekosten.

Aber Lehm hat auch einen Nachteil. Da Lehmputz nicht ganz so hart wird wie herkömmlicher Putz, sollte man, z.B. wenn man ein Regal oder einen Hängeschrank befestigt, eine Unterkonstruktion anbringen. Beim Aufhängen von Bildern muss man vorsichtig nageln oder bohren.

Da man eine Produktvorstellung nicht mit negativen Eigenschaften schließen soll, möchte ich zum Schluß noch einem weiteren Vorteil für natürliche Baustoffe nennen: Jedermann kennt das Schrumpfen oder Verziehen oder sogar die Rißbildungen durch Materialschwund bei Möbelstücken, Gemälden, Lederwaren, Lacken usw. Musikinstrumente, wie z.B. Konzertflügel, verlieren ihre Toncharakteristik. Gegenstände aus organischen Stoffen werden spröde und brüchig, Pflanzen verkümmern. Mit natürlichen Baustoffen, die die Luftfeuchtigkeit selbständig regulieren, werden diese Probleme weitgehend behoben bzw. gemindert.

Lehm gibt es als Pulver (trocken oder erdfeucht) und als Lehmbauplatten für den Trockenbau. Lehmbauplatten können im Großen und Ganzen wie Rigipsplatten verwendet werden. Erdfeuchter Lehmputz wird von Hand verarbeitet, trockener Lehmputz mit der Putzmaschine.